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Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 18:44
von vatas-sohn
:thx: Ulf! Der Bericht ist sehr interessant zu lesen. Schön, daß alles gut gegangen ist und ihr bis auf ein paar Kleinigkeiten keine nennenswerten Schäden davontragen musstet. :daumen:
Wie schnell das Wetter umschlagen kann, "durfte" ich selbst mal auf der Tromper Wiek erleben- eine Erfahrung, die man eigentlich nicht unbedingt machen mag...

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 18:56
von Fishzilla
Moin moin.

So, nun kann ich mich ja outen.
Wir mussten erst einmal die ganze Sachlage in Ruhe analysieren und Daten der uns zu Verfügung stehenden Wettervorhersagen sichern bevor ich hier schreiben wollte.

Wie alles anfing:
Der Tag begann recht entspannend.
Zuerst sind wir nach Pelzerhaken gefahren.
Dort war zwar die Welle sehr klein, aber der Wind war blöde und wir wollten entspannt angeln.
Quasi Brandungsangeln mit Rückenwind.
Wir entschlossen uns dann unter Berücksichtigung Windfinder sowie dem BSH nach Weißenhäuser Strand zu fahren.
Für die Fälle aller Fälle und wenn es überhaupt nicht geht, hatten wir unsere Neoprenhosen und Meerforellenpeitsche mit uns stellen uns mit der Spinne am Strand.

Nach einem Blick über den kleinen Deich sah es richtig super aus.
Wasser glatt und nur vorne eine Miniwelle. Halt wie immer.
Sogar die Sonne kam teilweise raus.

Wir haben dann noch einen Kaffee getrunken und mit einem Mefoangler geschnackt.
Wetter war natürlich auch ein Thema und wir freuten uns, dass der Wind sogar noch weiter runtergehen sollte.

Das Einsetzen war ein Kinderspiel und wir hielten uns relativ Strandnah bei 4-5 Meter auf da hier der Fisch stand. Warum weiter rausfahren.
Kurzfristig wurde es wettertechnisch wirklich entspannter.

Ich bin dann Richtung dieser Seebrücke gefahren.
Erst da bemerkte ich, dass das Echolot von 4,50 Meter sprunghaft 6 Meter anzeigte und dann wieder 4,50 Meter…...
sch..., das ja Wellen! Und kein Wind?
Ich habe dann gleich abgedreht und wollte reinfahren.

Jetzt kommt das Ding, welches ich noch nie seit über 20 Jahren, sei es vom „richtigem Boot“, Brandung oder Spinnangeln so brutal in diesem Ausmaßen erlebt habe. Und ich glaube, da bin ich gedanklich mit Sicherheit nicht alleine.

Auf meinem Rückweg wurden die Wellen immer höher. Zum Glück noch langgezogen und der Wind nahm derbe und minütlich zu.
Da hörte ich auch zum ersten Mal die Brandung, wie das Wasser am Strand regelrecht knallte.

Ab da war mir glasklar, ich mache einen Abflug.
Die Frage war nur, wo und wann.
Das wo und wann wollte ich nach Möglichkeit selber bestimmen beziehungsweise ein bisschen Mitspracherecht haben. Wenn es geht, so dicht wie möglich am Ufer.

Ich hatte dann noch zwei Schlauchifahrer gesehen und denen Zeichen gegeben, dass sie runter von Wasser sollen. Die haben es aber nicht registriert.

Komischer Weise war ich komplett ruhig und verstaute nach meinen Möglichkeit die Angeln, Rücksack und anderes Zeug um den kommenden Verlust zu mindern.

Okay, ab zum Ufer.
Ich sprach mit mir selber und sagte noch: Wenn ich kippe, was zu 100% feststeht, dann steige ich kontrolliert aus und versuche nicht das SOT in der Kippbewegung aufzuhalten. Circa 30 Meter vom Ufer entfernt war es dann so weit.
Ich war überrascht, wie schnell das ging obwohl es mir wie Zeitlupe vorkam.
Sachte ins Wasser gleiten und auf das Boot robben.
Muss echt sagen, das ging richtig gut und die Schwimmhilfe behindert nicht.
Doof war, dass ich beim letzten Pinkeln den Pinkler wohl minimal offen gelassen habe.
War aber wenig eindringendes Wasser gewesen und das Wasser erwärmte sich recht schnell.

Es hört sich jetzt wirklich blöde an, aber ich war stinksauer, dass ich mein Boot nicht drehen konnte.
Gut, es hätte letztendlich eh nichts gebracht, aber ich wollte wissen, ob es geht.
Ging aber nicht.
Okay, dann wieder rauf auf’s Boot und ein wenig mitpaddeln.
Ja, es war wirklich doof von mir, in Strandnähe das Boot mitzuschleppen. Das sehe ich jetzt auch so.
Aber mein Rucksack mit dem Autoschlüssel….

Am Land erwarteten mich schon die ersten Helfer.
Erst einmal vielen vielen Dank für eure Hilfe. So war es um einiges leichter, das mit Wasser angefüllte SOT halbwegs am Land zu bekommen.
Noch mal herzlichen Dank!

Zum Schock….Nee, hatte ich wirklich nicht.
Ich bin so.
War nur angepisst, das mein erster Kohler weg war, die Mefo auch, naja, und noch die neue Baitcaster samt Rute und über den tollen Wetterdienst.
Da ist mir doch eine Zigarette vergönnt. :zwink:

Hatte aber echt Sorge um die Schlauchbootfahrer gehabt.
Ich hatte sie aus den Augen verloren.

Ach.
Irgendwie war es anfangs ein schöner Tag gewesen, der sich innerhalb 20 Minuten zu einem ausgewachsenen sch... Tag entwickelte.

Sowas habe ich beim Angeln noch nie erlebt.

Zum Abschluss noch, was mir nach dieser Erfahrung als wirklich sehr wichtig erscheint.
Trockenanzug auf einem SOT ist geil!!
Glaube, das brauche ich nicht näher erklären.

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 19:08
von Fisherman
Gut das alles gut ausgegangen ist. Gerade für uns Süßwasserangler ist sowas natürlich gaaaaanz wichtig.
:thx:

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 19:12
von Butje
freut mich, dass euch nix weiter passiert ist

die Nummer klingt echt krass



:wink2:

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 19:15
von Mefofreund
Ich beobachte seit Wochen die Wetterberichte und wäre ich oben gewesen,
hätte mich bestimmt das gleiche Schicksal wie euch getroffen.
So etwas passiert zum Glück nur relativ selten und vorhersehbar ist das auf gar keinen Fall.
Danke für die ehrlichen Berichte.
Zum Glück ist niemanden etwas passiert!

Gruß Jörg :cap:

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 19:26
von Ostseefisch
Vielen Dank für euren Bericht, das bestärkt mich nochmals meine Übungen zum Einstieg und zum Landen besonders bei schlechtem Wetter zu machen.

Habt ihr mitbekommen warum Ihr gekentert seid ?

Sprich seid Ihr schräg zur Welle gekommen ?

Thomas

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 19:30
von Stubbendorfer
Moin,
Ich danke auch für den Bericht. Ich wollte auch am Freitag oder Samstag nach Weissenhaus. Mich hat allerdings irgendwas auf Windfinder abgeschreckt doch zu fahren. Kann es sein das dort der Wellengang schon recht frühzeitig hoch ging? Ich bin nach den Berichten jedenfalls heilfroh, das niemandem was passiert ist und mir das ganze erspart blieb.
Die derzeitigen Vorhersage wechseln aber auch wirklich stündlich. Ich hoffe das sich die Wetterlagen bald etwas entspannt und ich auch wieder los kann.

Gruß Björn

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 19:37
von serious
Freut mich, dass Ihr gut davongekommen seid. Ich denke, jeder von uns hätte so gehandelt und wäre bei den Verhältnissen, so wie Ihr sie vorgefunden habt, rausgefahren. Ich bin es ja auch!! Nur in Steinbeck war der Wind so wie vorhergesagt. Ablandiger Wind mit ner knappen 4 bft. Ist ja nun wirklich easy, da keine Welle. Weiter draußen war natürlich Welle, aber gut beherrschbar. Ich war bis nachmittags auf dem Wasser und hatte beste Verhältnisse.
Mich hätte es genau so überrascht. Ihr habt ja auch richtig reagiert. Fehler kann ich aus Euren Berichten jedenfalls nicht erkennen.
Gott sei Dank ist alles gut gegangen!! :daumen:

Gruß Udo

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 20:02
von asphaltsau1
@ Ulf und Stefan:
Schön, das Ganze auch von eurem Standpunkt aus lesen zu können.
Und was die verlorenen Fische und die Baitcaster anbelangt,
ich hätte mich auch drüber geärgert.
Ein Fischgalgen wäre ev. noch eine Überlegung wert, aber das soll kein Thema hier sein.
Gut, dass euch nichts passiert ist! :daumen:
Ich muß gestehen, dass ich bei zunächst aufkommenden langen Wellen,
ohne dass der Wind zunimmt, wohl erst einmal normal weitergemacht hätte.
Ich kenne das Spektakel, wenn im 2km Entfernung ein Frachter vorüber fährt.
Von daher hätte ich mir wohl gar nichts bei gedacht.
Gut, dass ihr anders reagiert habt. :daumen:
Fishzilla hat geschrieben:Doof war, dass ich beim letzten Pinkeln den Pinkler wohl minimal offen gelassen habe.
Mit der Erfahrung stehst du nicht alleine da.
Lapidare Sache, aber ich kontrolliere mittlerweile immer.
Man lernt ja dazu.

Fazit: ihr habt alles richtig gemacht

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 20:21
von Fishzilla
Ostseefisch hat geschrieben:Vielen Dank für euren Bericht, das bestärkt mich nochmals meine Übungen zum Einstieg und zum Landen besonders bei schlechtem Wetter zu machen.

Habt ihr mitbekommen warum Ihr gekentert seid ?

Sprich seid Ihr schräg zur Welle gekommen ?

Thomas
Moin Thomas.
Ich werde auf jeden Fall das kentern und Wiedereinstieg üben.
Ulf hat ja einen fetten Teich. :zwink:

Die Welle hatte mich leicht schräge erwischt.
Irgendwann musste ich ja zum Ufer einschwenken.

Klingt nun auch blöde.
Das war eine Erfahrung gewesen bei recht extremen Umständen.
Ich bin mir sicher, hätte mich eine Welle unverhofft bei "schönem Wetter" aus dem Stuhl geholfen, würde ich die Sache mit Sicherheit anders sehen und verarbeiten.
Da hätte ich dann immer ein ungutes Gefühl gehabt.

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 20:47
von Barsch50+
Mich hatte eine Welle von hinten umgeworfen. Ob die wirklich schräg kam, weiß ich nicht merh genau.
Wir hatten ca. 1,3 m hohe "Brecher" am Strand.
Das ist einfach zuviel für so ein SOT.

Oder kann ich das üben, bei den Wellen heil an Land zu kommen?

Ich sehe es so:
Wir beide wussten ,dass wir kentern werden, dann stellt man sich darauf ein und versucht das Beste zu machen.
Anders wäre es, wenn man ohne Vorwarnung erwischt wird.

Etwas am meinem Pro Angler werde ich auf jeden Fall ändern.
Die vordere Luke ist eben nicht wasserdicht wenn sich das Boot dreht.
Dann drücken die eingelagerten Dinge den Deckel etwas auf und Wasser dringt ein.
Hier kommt ein Kistenverschluss ran und fertig.

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 21:36
von petripohl
Danke für den Bericht...erfreulich das nix schlimmeres passiert ist.
War wirklich brutal wie das schlechte Wetter aufgezogen ist.
Gruß Malte

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 22:15
von bgolli
Mich hatte ja auch mal ne dicke Welle beim Anladen mit dem Outback im dunkeln umgedreht, weil ich die Welle nicht gesehen hatte :ot:

Ohne Paddel in der Hand hat man da keine Chance! Beim Tarpon ist mir sowas nie passiert, auch weil man sich mit dem Paddel ja abstützen kann - siehe Video.

Ich hatte es dann im Sommer bei Wellengang vor Dierhagen bei nem Strandtag mit viel Welle mal getestet ... das mit dem abstützen und reinlegen funzt ganz gut - bei fünf Versuchen hat es mich nur einmal umgehauen und das war beim ersten Mal.



Aber schaut euch hier mal das Ende des Videos an ... da werden Yaks auch an Land gerollt - 7:57 min. :zwink:




LG

Björn

PS: beim Outback bin aber immer noch oft paddelfaul

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 22:42
von Ostseefisch
Barsch50+ hat geschrieben: Oder kann ich das üben, bei den Wellen heil an Land zu kommen?
Theoretisch kann man das.

Such mal bei YT nach Surf landing, da finden sich diverse Videos die das landen bei mehr Wellen zeigen.

Im großen und ganzen läuft es darauf hinaus den Wellen nicht die Breitseite zu bieten , und mit einem Wellkamm in Richtung Ufer zu reiten.

Also mit der Welle zu beschleunigen so das man auf Ihr "surft".

Thomas

Re: Weissenhäuser Strand Suche nach Vermissten auf der Ostse

Verfasst: 23. Nov 2015, 23:22
von fischfried
krasse ausnahmesituation und ganz großes :thx: für euren bericht!!!! insbesondere finde ich eure mentale vorbereitung auf kenterung und landung cool und sehr lehrreich!

ich hatte mal überraschenden, heftig auffrischenden wind auf dem bodden erlebt. weil der auflandig blies, dachte ich, kannst dir zeit lassen. für boddenverhältnisse war die brandung schon nicht schlecht, aber längst kein vergleich zu euren verhältnissen.

ich mache bei ordentlich brandung vor dem landen die treter rechtzeitig raus, fixiere die mit dem gummi und nehme das paddel in die hand. wären die flossen noch drin, würde ich evtl. mal einen gedanken daran verschwenden, dass die beim surfen durch irgendwelche steine kaputt gehen könnten. so bin ich konzentrierter auf welle und ufer.
wichtig ist auf jeden fall, das steuerruder drinzulassen, das klappt bei bodenkontakt ja hoch. ohne steuer, allein mit paddelmanövern hat man schon auf dem outback null chance.
bei euren bedingungen und mit PA-trawler unterm allerwertesten ist das sicher noch mal eine ganz andere nummer.

und zum zeitungsartikel: der zeugt einfach nur von schlechter journalistischer qualität, wenn (wahrscheinlich) ein reporter vor ort ist, euch nicht mal kurz anspricht und eure meinung einfängt. so ist der letzte kommentar einfach nur ein zeichen von unausgewogener, einseitiger berichterstattung. für so eine zeitung braucht man kein geld auszugeben. tratsch kann ich von den nachbarn haben oder im inet, beides kostenlos.